Nord Afrika – Marokko

Der Plan ist, mit besserem Wetter dann nach Marokko aufzubrechen, welcher Hafen es den als erster sein soll steht nicht genau fest. Casablanca möchte ich gerne anlaufen. Hier sagen nur die Hafenhandbücher das er noch geschlossen sein soll. Rabat, hier soll es wirklich schön sein, lässt sich aber nur bei gutem Wetter anlaufen, so muss ich halt sehen. Zuerst mal auf einen guten Wetterbericht warten.

In der Zwischenezeit lerne ich Maria und Peter kennen. Die beiden liegen auch hier in Rota und überholen Ihr Schiff „Bonita“. Sie sind seit ca 7 Jahren unterwegs, immer der Küste entlang von Kiel bis nach Rota. Beide sind sie schon Pensionäre, so laufen sie nicht bei schlechtem Wetter aus, Zeit haben sie ja auch genug. Ich will das auch mal machen wenn ich älter bin. Respekt!

Peter ist in jungen Jahren auch schon einmal über den Atlantik, da gab es noch kein GPS, er hatte viele spannende Geschichten zu erzählen.

So, nun ist auch meine Zeit in Rota um, den nächsten Morgen soll es los gehen. Abends noch mal alle gecheckt, Wetterdaten geholt, Schiff aufgeräumt. Alles ist klar. Am nächsten Morgen dann die große Überraschung, der Fishfinder geht nicht. Bei mir ist das ein zentrales Element in der Navigation. Zum einen zeigt er mir die Tiefe an, zum anderen verwende ich Ihn um per Wegpunktnavigation in einen Hafen einzulaufen. So mag ich ungern auslaufen. Also erst mal den Fehler finden, nicht das nachher noch mehr kaputt geht. Also auslaufen heute gestrichen. Der Fehler ist dann nach drei Stunden gefunden: der Anschlussstecker ist defekt, der Fishfinder bekommt keinen Strom mehr. Klar, da geht dann nix mehr. OK, was tun, auf einen neuen Stecker warten dauert sicherlich einen ganzen Monat. Soviel Zeit habe ich nicht. Ihn jetzt hier auf die schnelle zu reparieren sehe ich keine Möglichkeit. Also bleibt eigentlich nur morgen auslaufen und Häfen, die eine Sandbank haben bleiben aussenvor, so z,B. Rabat. Gut, es ist wie es ist. Am nächsten morgen geht es los, erst mal grob Richtung Casablanca. Einen Versuch ist es wert.

Abends quere ich dann noch das VTG von Gibraltar in ausreichendem Abstand. So müssen mir die „großen Pötte“ ausweichen. Dank AIS sehe ich sie ja alle. Ausweichen tun sie aber nicht. Also gut, ich kann es auch verstehen. Bei dem akuellen Wind muss ich für eine Minute die Segel öffnen und der Tanker rausscht auch schon vorbei und ich kann weiter segeln. Richtig ist das aber trotzdem nicht! Zwei Tage später komme ich an Rabat vorbei. Jetzt kommt gerade so ein Schwell aus dem Atlantik, da mag ich gar nicht erst den Hafen anfunken. Der Tiefenmesser geht ja nicht . . .und nee, irgendwie ist mir bei dem Gedanken komisch . . . also weiter.

Jorf el Lasfas, soll je kein wirklich schöner Hafen sein. Yachten werden dort lt Pilot Giude auch nicht gern gesehen. Also segle ich weiter die Küste hinunter. Essaouira soll ein schöner Hafen sein. Also nix wie hin. Als ich dort vorbeikomme wird das Wetter wieder schlechter und die Wellen höher . . . Ich will da nicht hinein ohne funktionierenden Tiefenmesser. Laut Navtex kommen in der Nacht 6-7 BFT aus Nord-Ost, da kann ich super nach Agadir, der Hafen liegt geschützt hinter einem Kap und ist auch groß und tief genug, das es dort bei jedem Wetter hineingehen kann. Gut, also noch eine Nacht segeln.

Am nächsten Nachmittag bin ich dann dort . . . per UKW angemeldet bekomme ich auch gleich einen Platz. Der Hafenmeister holt dann auch gleich den Zoll in Personalunion mit der Einwanderungsbehörde, es ist aber alles völlig entspannt, ein paar Fragen, was ist da drin, was dort . . . kurzer Blick, alles gut. Der Reisepass muss zum abstempeln aber eingezogen werden, den bekomme ich wieder wenn ich ausreise. Ich muss noch ein paar Dokumente unterschreiben und abstempeln . . . abstempeln, ja klar sagt er, sie haben doch ein Schiff, dann müsse das abgestempelt werden . . . klar ein Schiff habe ich aber einen Stempel . . . das tut mir leid, nein. OK sagt er dann reiche auch eine Unterschrift, sehr glücklich wirkte er aber nicht.

Am nächsten Tag komme ich in Kontakt mit ein paar Deutschen. Nach ein paar Runden Bier stellt sich heraus, die kommen auch aus Duisburg und sind alle Binnenschiffer . . . wie geil ist das den Bitte 🙂 Einem von ihnen gehört auch die Kneipe hier am Hafen. Also treffen wir uns hier häufiger. Billiger ist das auch . . . wenn man den Besitzer kennt bekommt man hier Tapas wie in Spanien in rauen Mengen für umsonst. Die nächste Zeit ziehe ich tagsüber mit Tiery und nachts mit Hans-Jürgen los. Tagsüber erklärt mir Tiery ganz Agadir, er als Franzose hat da im französisch sprechenden Agadir echt Vorteile, Nachts dann mit Hans-Jürgen, der mir viele Nachtclubs zeigt. Agadir ist schon der größte Rotlichtbezirk neben Amsterdam den ich so kenne. Die Sky Lounge Bar direkt am Hafen macht auch erst um 24 Uhr auf . . . und morgens um 8:00 dann wieder zu.

Unglaublich!

Die Stadt selber ist ja nach einem Erdbeben komplett neu entstanden und hat so „an sich“ meiner Meinung nach nicht viel zu bieten. Da hat Marrakesch sicherlich mehr . . . liegt aber nicht am Meer und es ist dementsprechend heißer dort.

Das Hinterland von Agadir, das Atlasgebirge ist wirklich sehenswert. Hier lohnt es sich in jedem Fall einen Wagen zu mieten, auch wenn das relativ teuer ist. So fahre ich ein, zwei Tage und erkunde die Gegend. Mit Tips wurde ich von einer Deutschen versorgt, die schon seit zehn Jahren hier lebt und früher im Tourismus tätig war. Leider bin ich für viele Sachen die sich anzuschauen lohnen zu spät, hier bietet sich das Frühjahr an. Also merken Marokko besser im Frühling also Februar / März 🙂

Meinen Fishfinder habe ich hier auf reparieren können. Ich habe einfach den Stecker entfernt und das Kabel direkt auf der Platinire festgelötet. Das ist zwar nicht schön, wird aber wohl die nächsten Jahre halten.

Jetzt wo Jürgen wieder nach Hause geflogen ist wird mir erst mal klar wie teuer das hier wirklich ist. Er hat ja immer die ganzen Biere für mich mitbezahlt, aber in der SkyLounch ein Bier 8 EUR, das ist mir zu viel . . . nur um die wirklich hübschen Mädels anzuschauen, nee, das ist es nicht wert, also plane ich nach drei Wochen Agadir nach Gran Canaria zu segeln. Das Unterwasserschiff muss gemacht werden und ich habe eh einen festen Termin in Taliarte.